Wenn du dich für eine bariatrische Operation entschieden hast, wie zum Beispiel einen Magenbypass oder ein Magenband, dann hast du dir wahrscheinlich eine Chance auf ein gesünderes Leben erhofft. Doch möglicherweise weißt du bereits, dass Essen für dich oft mehr war als nur Nahrungsaufnahme – es war auch eine Möglichkeit, mit deinen Gefühlen umzugehen. Der plötzliche Verlust dieser Bewältigungsstrategie kann erhebliche psychologische Folgen haben, einschließlich eines erhöhten Suizidrisikos.
Was ist emotionales Essen?
Emotionales Essen bedeutet, dass du isst, um mit Gefühlen wie Stress, Traurigkeit, Einsamkeit oder Langeweile umzugehen. Dabei greifst du möglicherweise zu ungesunden Lebensmitteln, die schnelle Energie liefern und kurzfristig ein Gefühl von Wohlbefinden erzeugen. Diese Lebensmittel wirken auf das Belohnungssystem deines Gehirns und steigern die Freisetzung von Dopamin, einem Neurotransmitter, der für Freude und Belohnung verantwortlich ist. Langfristig kann dies jedoch zu Übergewicht und anderen gesundheitlichen Problemen führen.
Emotionales Essen und bariatrische Operationen
Für viele von uns war emotionales Essen eine wichtige Methode, um mit emotionalen Problemen umzugehen. Nach der Operation kannst du jedoch nicht mehr in der gleichen Weise essen wie zuvor. Das kann zu großen emotionalen und psychischen Herausforderungen führen.
Verlust einer Bewältigungsstrategie: Mit dem stark verkleinerten Magen nach der Operation kannst du nur noch kleine Mengen essen. Das bedeutet, dass du deine gewohnte Methode, mit negativen Gefühlen umzugehen, verlierst. Das kann zu Gefühlen der Hilflosigkeit und Verzweiflung führen.
Neue Herausforderungen: Der Gewichtsverlust und die körperlichen Veränderungen bringen oft neue Herausforderungen mit sich. Diese können Unsicherheiten und Stress auslösen, besonders wenn du keinen anderen Weg findest, mit deinen Emotionen umzugehen.
Studien und Forschung
Untersuchungen zeigen, dass das Risiko für Suizid nach einer bariatrischen Operation erhöht ist:
Kanada: Eine Studie hat gezeigt, dass das Suizidrisiko nach bariatrischen Operationen viermal höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Dies wird oft mit unzureichender psychologischer Unterstützung in Verbindung gebracht, besonders bei denen, die emotionales Essen genutzt haben, um Stress zu bewältigen (Quelle: „Suicide after bariatric surgery: a matched cohort study“ von Padwal et al.).
USA: Eine andere Studie hat ergeben, dass das Risiko für Suizid nach einer bariatrischen Operation um das 2,4-fache höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Viele Patienten kämpfen weiterhin mit emotionalen Problemen, was das Suizidrisiko erhöht (Quelle: „Increased suicide and non-fatal self-harm events after bariatric surgery: a systematic review“ von Bhatti et al.).
Wie kannst du das Risiko reduzieren?
Um dein Suizidrisiko nach der bariatrischen Operation zu verringern, solltest du dich auf deine emotionalen Bedürfnisse konzentrieren:
Psychologische Betreuung: Stelle sicher, dass du vor und nach der Operation Zugang zu psychologischer Unterstützung hast. Ein Therapeut kann dir helfen, neue Strategien zur Bewältigung von Stress und Emotionen zu entwickeln.
Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann sehr unterstützend sein. Selbsthilfegruppen bieten Verständnis und können dir helfen, dich weniger allein zu fühlen.
Realistische Erwartungen: Habe realistische Erwartungen an die Ergebnisse der Operation. Ärzte und Therapeuten können dir helfen, diese Erwartungen zu managen und mögliche Enttäuschungen vorzubeugen.

Fazit
Bariatrische Operationen können dein Leben erheblich verbessern. Doch der Verlust der Möglichkeit, emotionales Essen als Bewältigungsstrategie zu nutzen, kann große psychologische Herausforderungen mit sich bringen. Eine umfassende psychologische Betreuung und Unterstützung sind entscheidend, um das Suizidrisiko zu verringern und dir zu helfen, neue, gesunde Methoden zur Bewältigung deiner Gefühle zu finden.
Bis bald,
Christina
Falls du sofortige Hilfe benötigst, wende dich bitte an eine Notfall-Hotline oder suche umgehend professionelle Unterstützung. In Deutschland kannst du die Telefonseelsorge unter der Nummer 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichen – rund um die Uhr und anonym.