Emotionales Essen am Abend: Warum es passiert und wie du es durchbrichst
Viele Menschen kennen das Phänomen: Am Abend, wenn der Tag zur Ruhe kommt, überkommt uns das Verlangen nach Essen – oft nach genau den Dingen, die wir eigentlich nicht essen wollten. Aber warum passiert das gerade am Abend?
Tagsüber sind wir abgelenkt
Den Tag über sind wir oft beschäftigt und haben nicht viel Zeit, unsere Gedanken wahrzunehmen. Wir sind in unseren Aufgaben gefangen, von Ablenkungen umgeben und in Bewegung. Unsere Gedanken gehen in der Hektik des Tages unter, wir merken sie nicht bewusst. So sind wir den Großteil des Tages von unseren Gefühlen und Bedürfnissen abgelenkt.
Unsere Gedanken kann man sich wie eine Schneekugel vorstellen. Solange wir tagsüber beschäftigt sind und die „Schneekugel“ schütteln, treiben die Gedanken wild umher, ohne dass wir sie richtig bemerken. Doch am Abend, wenn alles ruhiger wird und wir zur Ruhe kommen wollen, setzt sich die Schneekugel langsam ab – und die Gedanken kommen zur Ruhe. Dann prasseln sie plötzlich auf uns ein und können überwältigend wirken. Diese Gedanken erzeugen Gefühle, und oft versuchen wir, diesen Gefühlen zu entfliehen.

Das Verlangen und die Willenskraft
Wenn dann das Verlangen nach Essen aufkommt, greifen wir oft zur Willenskraft, um es zu unterdrücken. Doch Willenskraft ist wie die Kraft, die einen Ball unter Wasser drückt. Es funktioniert eine Zeit lang, doch irgendwann hat man keine Kraft mehr, und der Ball schießt nach oben. Genau so verhält es sich mit unserem Verlangen nach Essen. Sobald die Willenskraft nachlässt, brechen wir ein. Wir sind erschöpft und geben auf, oft mit dem Resultat, dass wir dann alles essen, was wir uns den ganzen Tag über verwehrt haben. Dieses Überessen fühlt sich wie ein Kontrollverlust an, der uns nur noch mehr frustriert.
Essen als kurzfristige Belohnung
Das Essen unterdrückt diese Gefühle nicht nur, sondern gibt uns auch noch einen kurzen Dopaminstoß, der Freude auslöst. Das Gehirn denkt in diesem Moment nicht an langfristige Ziele, sondern sucht den einfachsten und schnellsten Weg zur Belohnung. Da es Essen bereits als schnelle Lösung kennt, greift es reflexartig darauf zurück. Das Essen wird also zur verlockenden Option, um sich kurzfristig besser zu fühlen.
Die Lösung: Vorausplanen und Gefühle bewusst zulassen
Um dieses Muster zu durchbrechen, kann es hilfreich sein, das Essen im Voraus zu planen – am besten schon 24 Stunden vorher. Du entscheidest also schon am Vortag, was du essen wirst, und hältst dich strikt an diesen Plan. Wenn das Verlangen dann aufkommt, hör in dich hinein: Welche Gedanken und Gefühle tauchen auf? Es kann nützlich sein, diese Gedanken und Gefühle zu dokumentieren, um sie besser zu verstehen. Vor allem aber ist es wichtig, die Gefühle bewusst zuzulassen und zu spüren, anstatt vor ihnen wegzulaufen. Je mehr du die Gefühle zulässt, desto mehr verlieren sie an Intensität. Der Drang zu essen wird dadurch schwächer.
Fazit
Am Abend überkommt uns oft das Verlangen nach Essen, weil wir tagsüber von unseren Gedanken abgelenkt sind. Wenn der Tag dann zur Ruhe kommt, überfluten uns diese Gedanken und lösen Gefühle aus, vor denen wir fliehen wollen. Essen wird zu einer schnellen Belohnung und drückt diese Gefühle weg.
Eine wirksame Lösung besteht darin, das Essen im Voraus zu planen und aufkommende Gefühle bewusst wahrzunehmen. Indem wir uns erlauben, unsere Gefühle zu spüren, verlieren sie an Kraft, und der Drang nach Essen nimmt ab.
Bis bald,
Christina